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Reise in die Vergangenheit - vom Neolithikum bis zu den Rätern (Unsere Vorfahren - neugierige Neolithiker und rätselhafte Räter)
Datierung: Paläolithikum vor 3,4 Mio Jahren 1. Steinwerkzeuge (Äthiopien / Oldoway) Mesolithikum 10.000 – 9.000 Jahre v.d.Z. Wiederbewaldung Mitteleuropas, Neandertaler Neolithikum Levante: 9.500 Jahre, Mitteleuropa 5.600 Jahre v.d.Z.:
Übergang zur
produzierenden Landwirtschaft; Cro Magnon
Chalkolithikum 5.000 – 3.000 v.d.Z. Kupferbergbau und
-verhüttung, erste Eisenzeit ca. 800 – 100 Jahre v.d.Z. Hallstatt, Latène
Schon vor rund 4000 Jahren – in der Jungsteinzeit- war das Inntal Siedlungsgebiet für die damalige europäische Urbevölkerung. Während der vielarmig mäandrierende Inn mit seinen Augebieten den Talboden einnahm, dienten die trockenen Hänge und Mittelgebirgsterrassen als Ansiedlungsfläche. Schon früh entdeckte man den Kupfergehalt der Berge zwischen Pill und Brixlegg und begann, mit einfachsten Mitteln das erzhaltige Gestein abzubauen und Kupfer auszuschmelzen. Die „Heidenzechen“ im Eiblschrofen und z.B. am Mariahilfbergl entdeckte, im Brixlegger Bergbau- und Hüttenmuseum ausgestellte Artefakte erzählen noch heute davon. Den Spuren der Neolithiker und des rätselhaften Volkes der Räter wollen wir auf unserem Rundgang folgen.
Siedlungsgeschichte und prähistorischer Bergbau
Echt neolithische, archäologisch belegte Spuren sind unmittelbar im Silberwaldgebiet nicht nachgewiesen, wohl aber am Mariahilfbergl oberhalb von Brixlegg. Die Tischoferhöhle und die Hyänenhöhle im Kaisertal können sogar mit jungpaläolithischen Funden aufwarten. Die meisten Funde sind Abbaustellen von bzw. Artefakte aus Silex und Bergkristall. Ein Silexvorkommen ist vom Rofan, ein Bergkristallabbau vom Riepenkar in den Tuxer Alpen bekannt. Im Bereich des Pfitscherjochs wurden auch mehrere Lavezbrüche entdeckt. Lavez, der Speckstein wurde aufgrund seiner Feuerbeständigkeit und guten Wärmespeicherung hauptsächlich zur Herstellung von Kochgeschirr verwendet, aber auch für Schmuck, Gussformen, Spinnwirtel und Gefäße und zum Bau von Öfen. Die Pollenkunde bietet sich als ideale Methode an, über die Bestimmung der extrem langlebigen Pflanzenpollen einen Blick in die Vergangenheit zu tun: Das Auftauchen und Verschwinden verschiedener Pflanzen zeigt klimatische Veränderungen an, Beweidung durch einwandernde Tierarten, menschliche Nutzung etc. Die Palynologen können mittels ihrer Bestimmungsmethoden etwas zur urgeschichtlichen Besiedelung unserer Region sagen. Die aufgefundenen Pollen zeigen, wie menschlicher Einfluß die Vegetation verändert hat, was genutzt und was angebaut wurde. Untersuchungen zur Siedlungsgeschichte im Raum Kramsach zeigen früheste menschliche Eingriffe vor 6000 Jahren. Das Gebiet um den Frauensee wurde als Waldweide genutzt. Etwas später wird dort durch Getreidepollen Ackerbau nachgewiesen. Die Menschen waren zuerst Jäger, Sammler und Hirten, hauptsächlich Schäfer, erst später Ackerbauern. Der Archäologe Gordon Childe spricht in diesem Zusammenhang von der „neolithischen Revolution“, in deren Zug Kulturtechniken wie Keramikherstellung und eben Viehzucht und Ackerbau entwickelt wurden. Natürlich vollzog sich diese „Revolution“ über einen längeren Zeitraum von etwa 5000 Jahren. Der Übergang vom Jagen und Sammeln zur produzierenden Landwirtschaft wurde durch klimatische Veränderungen nach der letzten Eiszeit und durch den Rückgang der großen Säugetiere (Jagdbeute) notwendig. In klimatisch günstigeren Zonen dominierte der Ackerbau, in den extremeren Gebieten (heiß / kalt / trocken) verlegte man sich mehr auf die Viehhaltung. Vom Gebiet des „Fruchtbaren Halbmondes“ ausgehend verbreiteten sich durch Wanderungsbewegungen landwirtschaftliche Kulturtechniken rund ums Mittelmeer und nach Mitteleuropa. Ein sehr interessantes fachübergreifendes Projekt war die Untersuchung des Bergbaureviers Mauken bei Radfeld. Forscher technischer und naturwissenschaftlicher Disziplinen wie Dendrochronolologie, Pollenkunde, Makroreste- und Tierknochenanalyse, Bergbau- und Hüttenwesen haben gemeinsam ein Bild der Besiedlungsgeschichte und des prähistorischen Lebens entwickelt.
Zum Eiblschrofen wandern bzw. in seine Nähe, an einen Platz, von dem aus die Heidenzechen sichtbar sind. Evtl. Fernglas mitnehmen. Dort erzählen ….
Als Bergbauzentrum – eines der größten Mitteleuropas – bekannt wurde Schwaz durch seinen mittelalterlichen Silberbergbau: „Aller pergwerck muater“ wurde es damals genannt, um die 20.000 Einwohner zählte die Stadt damals, viel mehr als heute und es war nach Wien die bevölkerungsreichste Stadt Österreichs!
Dabei hat Schwaz eigentlich schon eine bis in prähistorische Zeiten zurückreichende Bergbautradition, deren Spuren beim Betrachten des durch den Bergsturz im Jahr 1999 aufgebrochenen Eiblschrofens sofort ins Auge fallen: die sogenannten „Heidenzechen“, eine Reihe prähistorischer Abbaustellen, die bis in die Bronzezeit und ins späte Neolithikum zurückdatieren. Von Geologen, Paläontologen und Bergbauexperten untersucht, wurden diese Zechen genau kartiert, fotografiert und prähistorische Artefakte geborgen. Letztere sind heute im Bergbau- und Hüttenmuseum Brixlegg zu sehen. Als prähistorisch zu datieren sind die Heidenzechen zum einen durch die typische Abbauform (rundliche Kuppelform) feuergesetzter Abbaue, die Spuren schwarzen Abraums (durch Holzkohle) und zum anderen durch manchmal aufgefundene Speisereste (Knochen) und Artefakte wie Werkzeug und Geschirr. Letzteres weist auch darauf hin, daß die Zechen nach dem Abbau des Erzes noch als Wohnungen genutzt wurden. Bei manchen sind auch noch Spuren mittelalterlicher Nachnutzung zu erkennen.
Nicht nur der Eiblschrofen trägt Spuren des prähistorischen Bergbaus, auch in Koglmoos, Gallzein, in Troi, am Jenbacher Tiergarten und um Brixlegg, am Groß- und Kleinkogel, am Stadtberg und am Mariahilfbergl sind prähistorische Pingen und feuergesetzte Abbaue zu finden.
Nun, was wurde in prähistorischen Zeiten abgebaut, welches Metall lockte den neolithischen und bronzezeitlichen Bergmann? Und aus welchen Erzen wurde es gewonnen? Ausschließlich Kupfer wurde gewonnen, und zwar hauptsächlich aus Azurit und Malachit, was Spezialisten am Spurenelementgehalt des Rohkupfers ablesen konnten. Erst etwas später wagte man sich auch ans Fahlerz, konnte aber bis zum Mittelalter das Silber nicht aus der Schmelze abtrennen, dies gelang erst mit dem viel später entwickelten Saigerverfahren. 100 mal mehr Kupfer als Silber enthält das Schwazer Fahlerz und aus diesem Kupfer wurden bereits im späten Neolithikum Werkzeug und Gerätschaften angefertigt. All dies geschah damals noch an Ort und Stelle, erst viel später gab es die Schmelzhütten in Jenbach und Brixlegg, zu denen das Erz transportiert wurde.
Ab der Bronzezeit wurde sogar im Bereich des Kupferberges Kupfer mit aus Britannien importiertem Zinn aus Cornwall zu Bronze legiert, die Kunst des Legierens hatte man von Kunsthandwerkern aus dem Nahen Osten gelernt. Über die burgundische Pforte kam das Zinn zu uns. Nach ganz Europa wurden die hier gefertigten Bronzegegenstände (Schmuck, Werkzeug, Gefäße und Waffen) exportiert. Schon damals gab es also einen regen Warenaustausch und Informationsfluß, der mit den damaligen bescheidenen Transportmitteln riesige Entfernungen zu überwinden vermochte. Cu wurde beispielsweise auf Flußwegen über Loire und Rhône nach Frankreich verschifft. Eine der ältesten chalkolithischen Kulturen ist die Halaf-Kultur mit Zentrum vom Tigris bis Ostsyrien aus dem 5. Jhtsd. v.d.Z. Mit Handwerkern aus dieser Region hatten unsere Vorfahren nachweislich Kontakt, von ihnen erlernten sie die metallurgischen Techniken, zuerst die der Gewinnung und Verarbeitung des Kupfers, später dann die Technik des Legierens, die den bronzezeitlichen Aufschwung einläutete.
Bevölkerungsströme im Gefolge des Bergbaus: Im Chalkolithikum kamen vom Balkan entlang der Donau Prospektoren in unseren Raum, angezogen von im Brixlegger Raum gefundenem Kupfer. Die vielen lokalen Sagen über Venedigermandln, kleine Leute in fremdartiger Tracht, die mittels geheimnisvoller Geräte und Fähigkeiten Schätze im Berg erkennen können, gehen darauf zurück. Die Bergleute vom Eiblschrofen sind im Fiechter Gräberfeld beerdigt. Von Steinterrassen wurde ein Teil der Asche (damals war Brandbestattung üblich) dem Innfluß mitgeben (dies weiß man, da die Gräber jeweils zu wenig Asche enthalten). Der Gräbertypus der in Bayern und Baden Württemberg üblichen Steinleistengräber zeigt, daß die Bergleute aus diesen angrenzenden Regionen eingewandert waren. Ihre Gräber sind reicher, als die der Einheimischen, was auf Wohlstand und gesellschaftliche Stellung der Bergarbeiter hinweist. In der Bronzezeit verachtfacht sich die Bevölkerung des Inntales durch Zuzug, die Menschen leben in Kleinweilern und Einzelhöfen.
Kupferverhüttung im Chalkolithikum: Die Metallbearbeitung wurde zunächst an gediegenen (elementar vorkommenden) Metallen wie Gold, Silber und Kupfer entwickelt. Der kupferzeitliche Verhüttungsprozess ging vor allem von oxidischen bzw. karbonatischen Erzen Malachit und Azurit aus. Diese ließen sich in einem einstufigen Prozess unter Erhitzung in einer reduzierenden Atmosphäre verhütten: die Erze entstehen in der Oxidationszone der Erzgänge und können Mächtigkeiten bis zu 30 m aufweisen. Neben oxidischen Erzen wurden teils auch komplexere sulfidische Erze, wie Chalkopyit (Kupferkies, CuFeS2) und Chalkosin (Kupferglanz, CuS) verhüttet. Bei ihnen liegt das Kupfer als Sulfid vor und musste zunächst geröstet werden, um den Schwefel in SO2 zu überführen. In einem separaten Prozess erfolgte dann die Reduktion zu Kupfer. Für sie brauchte man Holzkohle. Bei der unvollständigen Verbrennung des Kohlenstoffs der Holzkohle bildete sich CO, das eigentliche Reduktionsmittel des reduzierenden Gasgemisches. Das Schmelzen für den Kupferguss benötigt ebenfalls Holzkohle, da Kupfer erst bei 1083 °C schmilzt. Durch das Verbrennen der Holzkohle wird eine Hitze von 1000 °C bis 1200 °C und Kohlenstoffmonoxid erzeugt. Ab einer Temperatur von 230 °C reagiert Malachit Cu2[(OH)2|CO3] unter anderem zu Kupfer(II)-oxid, das in der Natur auch als Tenorit vorkommt. Dieses wird vom Kohlenstoffmonoxid reduziert. Das fertige elementare Kupfer fließt auf den Grund des Reaktionsgefäßes und kann nach dem Abkühlen herausgenommen werden. Kupfer(I)-oxid (Cuprit) kann durch die Reduktion von Kupfer(II)-oxid (Tenorit) mit metallischem Kupfer bei erhöhter Temperatur oder durch die thermische Zersetzung von Kupfer(II)-oxid bei Temperaturen über 800 °C gewonnen werden. Kupfer(I)-oxid bildet sich beim Erhitzen auf Rotglut von metallischem Kupfer zusammen mit Kupfer(II)-oxid. Gleichzeitig entsteht bei der unvollständigen Verbrennung des Kohlenstoffs aus der Holzkohle das Kohlenmonoxid. In einem anderen und vermutlich erst später eingesetzten Verfahren wurde sulfidisches Kupfererz (Chalkopyrit oder Kupferkies (CuFeS2)und Chalkosin oder Kupferglanz (Cu2S) ) verarbeitet. Solche sulfidischen Erze mussten zuvor geröstet werden, um den Schwefel in SO2 zu überführen. Erst nach der Entfernung des Schwefels konnte eine Reduktion des Kupfererzes erfolgen. Zum Rösten benötigte man ebenfalls Holzkohle, um die hierzu notwendigen Temperaturen zu erreichen. Dabei kommt es zur Bildung von Schlacke, die die Nebenbestandteile (meist Eisensulfid/Eisenoxid und Kieselsäure als Gangart des Erzes aufnimmt, so dass diese leicht abgetrennt werden können. Typische Temperaturen für die Kupferverhüttung liegen um 1100 bis 1200 °C, genügend um sowohl die Schlacke als auch das Metall zu schmelzen. Die Verwendung von Öfen anstelle von Tiegeln erlaubt es, wesentlich größere Metallmengen zu gewinnen; entsprechend ist die Verhüttung im Tiegel meist an die Anfänge der Kupfergewinnung gebunden. Spätere Tiegel wurden fast ausschließlich für den Guss verwendet. Die Räter
Spuren unserer rätischen Vorfahren finden sich in Tirol sowohl in sonderbar klingenden Ortsbezeichnungen (Partschins, Tschagguns, Quadratsch, Madruzz… aber auch Brixen schreibt man rätischen Ursprung zu) als auch als archäologische Fundstellen wie das Himmelreich in Wattens und Hohenbirga bei Birgitz. Neben diesen bekannten, für das interessierte Publikum aufbereiteten Fundstellen gibt es eine ganze Reihe kleinerer, nur dem archäologischen Fachpublikum bekannte (Quellheiligtümer im Stubai und am Schneidjoch, 10 Brandheiligtümer im Inntal). Übrigens sollen auch die Bezeichnungen Tirol und Troi aufs Rätische zurückgehen: „teriol“ und „troi“ bedeutet „Weg“ / „Steig“.
Die Räter – eine Ethnie oder eher eine Kulturgemeinschaft? Über die Herkunft und die ethnische Zugehörigkeit der Räter streiten sich die Fachleute seit Jahrzehnten. Auch was ihr Siedlungsgebiet angeht, divergieren antike Quellen. Bald werden sie dem etruskischen Sprach- und Kulturraum zugeordnet (schon von antiken Autoren wie Pompeius Trogus, Plinius und Livius; tatsächlich legt die Verwendung des etruskischen Alphabets und Anklänge an die etruskische Sprache in rätischen Inschriften dies nahe), bald dem illyrischen (Breonen und Genaunen des Nordtiroler Inntales). Auf dem römischen Siegesdenkmal, dem Tropaeum Alpium in LaTurbie wird eine Unzahl besiegter Stämme aufgeführt, die Räter scheinen dabei allerdings nicht auf. Sie scheinen also nicht ein eigener Stamm für sich gewesen zu sein sondern eher eine Kulturgemeinschaft, die eine bestimmte Region bewohnte, nämlich das Gebiet zwischen Bodensee / Oberrheintal und Unterinntal und zwischen Lago Maggiore und Piave. Wir wollen uns an neueren Forschungsergebnissen orientieren, die in den Rätern nicht irgendein irgendwann von irgendwoher eingewandertes Volk sehen sondern eher eine lokale Urbevölkerung die schon hier lebte, seit am Ende der Eiszeit eiszeitliche Jägergesellschaften – ihrer Jagdbeute folgend – in die zunehmend eisfrei werdenden Gebiete einströmten, sich hier ansiedelten und sich hier vermischten. Ihre Herkunft scheint demnach nicht mehr klar zu verfolgen sein. Eher scheinen Gemeinsamkeiten in Schrift und Sprache und im kultischen Bereich die Menschen zu einen.
Schrift und Sprache Ab dem 5. Jhdt vdZ tauchen kultische Inschriften im rätischen Siedlungsraum auf. Sie sind in einem von rechts nach links geschriebenen nordetruskischen Alphabet verfaßt. Rückschlüsse auf die Sprache sind durch diese einseitigen Quellen schwierig. Wahrscheinlich war – wie in vielen Kulturen – nur eine Priesterkaste schreibkundig. Es sind 4 unterschiedliche Alphabete bekannt, Interpretation und Übersetzung sind schwierig. Die bekannte Übersetzung der Inschrift am Schneidjoch (Rofan) ist auch umstritten. Ethnische Verwandtschaft oder Sprachgemeinschaft mit den Etruskern kann nicht zwingend abgeleitet werden, wahrscheinlich wurde die Schrift einfach von den Nachbarn übernommen.
Archäologie Wir betrachten einen Zeitraum zwischen Bronze und Eisenzeit. Anhand von Funden und Bestattungsriten lassen sich mehrere rätische Kulturgruppen unterscheiden, in unserem Raum waren die Inntalgruppe und die Fritzens-Sanzeno-Gruppe ansässig. (Es gab noch die Laugen-Melaun, Alpenrheintal, Golasecca. Valcamonica, Angarano-Garda und Magrè-Gruppe und die Lepontier). Alle diese Gruppen pflegten lebhaften Austausch mit den Nachbarn, z.B. der venetischen Este-Kultur und den Etruskern und waren Drehscheibe zwischen Mittelmeer und nordalpinem Raum. Im 13. Jhdt vdZ entstand durch Zugzug aus dem oberrheinisch-schweizerischen und dem oberbayrischen Raum die Inntal-Guppe als Teil der süddeutschen Urnenfelderkultur. Reiche Kupfererzvorkommen und aufkommende Bergbauaktivitäten lockten diese Bevölkerungsströme in unseren Raum. Schmelzplätze im Brixlegger Maukengraben erzählen davon. Im Raum Südtirol-Trentino bildete sich bis 1200 vdZ die Laugen-Melaun Gruppe heraus, die sich durch ganz charakteristische Töpferwaren auszeichnet (Bild Laugener Krug). Sie war die Vorgängerkultur der in unserem Raum beheimateten rätischen Fritzens-Sanzeno-Kultur. Etruskische und griechische Handelsaktivitäten übten weitgehende Einflüsse auf die lokale Kultur aus: Trachten, Geschirr, Bewaffnung, Laugener Krug Bestattungsriten und Kult wurden dadurch beeinflußt.
Im 4. - 3. Jhdt vdZ erreichten keltische Einflüsse die Region, im 2. Jhdt vdZ römische (Nordhandel der Römer mit Kelten und Germanen). Die Ablösung der Brandbestattung durch Körperbestattung zeigt z.B. etruskischen Einfluß.
Siedlungen Besiedelt wurden hauptsächlich Terrassen, Kuppen und Schwemmkegel, da die sumpfigen Talböden unbewohnbar waren. Gute Böden waren für die Landwirtschaft reserviert, es wurde auch schon Wasserregulierung betrieben. Im südalpinen Raum wurde bis zu 1500 und 1800 m Höhe gesiedelt. Das Hochgebirge war v.a. für Bergbau, Jagd und Weidewirtschaft interessant. Gesiedelt wurde in Einzelhöfen und kleinen Weilern mit bis zu 10 Objekten, selten in größeren Anlagen mit bis zu 30 Objekten. Man schätzt ca. 8 Personen pro Familie, die in Stammesverbänden oder einzeln wohnten. Befestigte Siedlungen waren selten. Töpfereien und Metallverarbeitungs-betriebe lagen im Randbereich der Siedlungen oder außerhalb. Kuppensiedlungen verfügten über Zisternen. Die Kultplätze waren eher Naturheiligtümer als eigene Tempelanlagen.
Wirtschaft, Lebensgrundlage Die rätische Gesellschaft war eine landwirtschaftliche: Einkorn, Emmer, Gerste, Roggen, Hafer und Hirse wurden angebaut neben Hülsenfrüchten (v.a. Vicia faba = Saubohnen = faggioloni, Erbsen und Linsen). Wildfrüchte und Pilze, Honig und Kräuter wurden wild gesammelt. Als Ölpflanze wurde der Lein angebaut. Die Römer lobten bereits den rätischen Wein, der sogar am Kaiserhof getrunken wurde. Kleine Wiederkäuer (Ziegen und Schafe, ca. 60 cm groß) wurden gezüchtet, auch eine sehr kleine Rinderrasse (1,1 m Widerrist) gab es bereits und kleine Pferdchen mit 1,3 m Widerristhöhe, Schweine hatten geringere Bedeutung. Auch Hühner hielt man. Gejagt wurden hauptsächlich Hirsche. Wenn die Winterfütterung schwierig war, wurden die Bestände geschlachtet. Laubfütterung spielte eine große Rolle.
Holzbearbeitung zur Herstellung von Gerätschaften, Hausbau etc.; Knochenschnitzerei, Herstellung von Seilen, Körben und Verarbeitung von Pelzen und Fellen. Webstuhlfunde zeigen ein florierendes Textilhandwerk, auch Steinmetze und Drechsler gab es. Die Metallverarbeitung war hoch entwickelt, was Waffen- und Schmuckfunde zeigen.
In zentralen Marktflecken wurde Tauschhandel betrieben. Menschen und Saumtiere sorgten für den Warentransport dorthin. Aus dem Mittelmeerraum importiert wurden Gewürze, Öl, Wein, Parfum, Glas Koralle, Elfenbein, feine Gewänder, Toilettegerät, Leuchter und feines Geschirr. Salz kam vom Dürrnberg und aus Hallein (in der Latènezeit gab es eine Tiroler Enklave am Dürrnberg), der beliebte Bernstein aus dem Norden. Alpine Männer leisteten manchmal Söldnerdienste im mediterranen Raum, Räter waren die Bergführer der Römer und Kelten.
Bestattungsriten Im rätischen Kulturkreis war die Brandbestattung üblich.
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