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LOORIEN
AKADMIE SCHWAZ
Die Megalithkultur - damals und heute
Wir alle sind Megalithiker – eine gewagte, zuerst einmal eine fragwürdige Aussage!
So wie wir hier sitzen, sollen wir wie die Menschen Europas vor 5000 Jahren mehr oder weniger sein? Warum nicht!
Dieses kurze Referat erzählt weniger von megalithischen Bauten, etwas mehr von der Megalitkultur, vor allem aber von den damaligen Menschen und ob Spuren von ihnen noch in uns sind.
Zuvor: Megalith kommt aus dem Griechischen und steht für „Groß „und „Stein“. Im Regelfall handelt es sich hierbei um die Verwendung bzw. Setzungen unbehauener Steine für Grab- und Kultanlagen in der Jungsteinzeit (dem Neolithikum) bis zur Beginnenden Bronzezeit. So ca. von 5000 bis in Europa 800 vChr.
Ihr geografisches Verwendungsgebiet ist enorm groß. Je nachdem welche Zuordnungen man ansetzt, handelt es sich dabei um die Atlantikküste und ihr küstennaher Raum, von Westafrika bis Britannien, Irland, rüber der Nord und Ostseeküste Deutschlands und Polens samt Hinterland und dann noch entlang den Mittelmehrküsten bis zu Israel und der Türkei, wieder mit dem Hinterland, wie auch auf Inseln wie Malta, Sardinen, Korsika etc.
Ihre Verwendung zeigen sich als Gräber, damit sind Dolme, Ganggräber gemeint, Steinkisten; aufrecht stehende Steine, die Menhire (aus der Keltischen Sprache) oder Monolithen; wie auch Steinkreise etc. Seit 1867 bis Heute besteht der Konsens, damit Monumente aus nahezu nur unbehauenen Steinen in der Jungsteinzeit und beginnender Bronzezeit zu meinen. Bezüglich unbehauene Steine kommen daher die ägyptischen Obelisken, nicht die Mauern von Tyrin oder auch nicht die maltesischen Tempel. Stonehege wäre demnach auch als kein megalithisches, sondern einfach nur als ein neolithisches Bauwerk zu sehen.
Soviel zu dem, was sozusagen jeder angreifen kann, wenn er sich die Mühe macht, die Megalithen zu besuchen. Beeindruckend sind diese Steinwerke allemal. Vor allem wenn man bedenkt, mit welchem Können und Aufwand sie vor Jahrtausenden errichtet, ihre Steine bis zu 350 Tonnen und mit 21 Metern über weite Strecken transportiert wurden. Für den selbstdenkenden Menschen ergibt sich über das Staunen hinaus die Frage: Was hat die damaligen Menschen dazu bewegt, solche Steine zu bewegen, sie aufzurichten oder zu Bauwerken zu gebrauchen.
Da wären wir vorerst schon bei der Megalithkultur. Eine einheitliche, gemeinsame Megalithkultur im Verbreitungsraum der Megalithbauwerke gibt es nicht. Regional gibt es starke Unterschiede in Bauweise und Nutzung. Sie sind im Regelfall nicht miteinander verwandt. Die frühere Meinung, über die Seefahrt der Atlantikküste, sowie Nord und Ostsee hat sich die Bauweise der Bauwerke verbreitet, wird heute nicht mehr vertreten. Ihre hoher Zeit ist in der Vorzeit vor der Zeitenwende und die Regionen Europas haben damals unabhängig voneinander singuläre Monolithen und komplexe Bauwerke errichtet.
Die Nordische Megalitharchitektur Norddeutschland, Holland und Skandinavien, z.B. in der Zeit Trichterbecherkultur, unterscheidet sich deutlich von der Britannischen Megalithkultur: Bretagne, Normandie, Irland und England. Die ersteren wurden vorwiegend für Bestattungen bzw. als Gräber errichtet (Galeriegrab, Ganggrab, Großdolmen, Hünenbett ohne Kammer, Hünengrab, Steinkiste, Polygonaldolmen und Urdolmen), letztere auch für astronomische und kultische Nutzungen, Steinkreise und Steinreihen etc. (Stonehege - Sonnwendzeiten).
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung kann gesagt werden, über das Verbreitungsgebiet megalitischer Bauwerke Europas gab es in den Jahrtausenden vor der Zeitenwende gleichzeitig und aufeinanderfolgend unterschiedlichste Kulturen, voneinander mehr oder weniger isoliert bzw. Bestenfalls in loser Verbindung. Erst hier stellt sich die wirklich interessante Frage: „Was hatten die damaligen Europäer in sich, in ihrer Seele und in ihrem Geist gemeinsam, was trieb sie an, dass sie mit großem Aufwand schwerste Steine aufstellen und mit ihnen auch größte Bauwerke errichten. Hier wurde nicht weniger an Steinen bewegt, wie im alten Ägypten.
Stand dahinter wirklich nur ein Nützlichkeitsdenken, natürlich unter religiösen und kultischen Aspekten? War es Ahnenverehrung oder Ahnenabwehr, Mandmarken, Heldengedenken, astronomische Anlagen? Das hätten die Megalithiker mit Holzbauwerke wesentlich billiger machen können und sie taten es auch. Holz war in Europa überall vorhanden und das in bester und langlebigster Art. Für Bauwerke nutzbare Steine waren sehr selten und mussten oft über weite Strecken transportiert werden. Zusätzlich benötige die Aufstellung und Errichtung einiges an technischen Wissen.
Im Paläolithikum, die Altsteinzeit, über einen langen Zeitraum herauf, wurde der Mensch sich selbst immer bewusster, gleichzeitig entwickelte sich dem entgegen sein transzendentaler Bezug zur Anderswelt, einem Jenseits, die Welt der Ahnen, Naturgötter, Naturbeseeltheit usw. Im Neolithikum, die Jungsteinzeit, passierte dann in vielen kulturellen und wirtschaftlichen Bereichen eine Revolution – die Neolithische Revolution Europas. Ackerbau und Viehzucht erreichte eine hohe Effizienz, dem Menschen wurde seine Möglichkeiten und seine Macht bewusst. In den Jahrtausenden vor der Zeitenwende wuchs nicht nur das Bewusstsein dafür, sondern auch der Wille zu Veränderungen, ein gehen über bisherige Horizonte hinaus.
Meist wird nicht beachtet, es gibt nicht nur einen flachen Horizont, sondern auch den über den Menschen, sozusagen in den Himmel hinauf, in den Kosmos hinein. Auch wenn im Vordergrund und vielleicht zuerst der religiösen und kulturelle Nützlichkeitsgedanke stand, so wie heute versuchte der damalige Mensch in und nach der Neolithischen Revolution das Machbare. Mit jedem Erfolg ging er Schritt für Schritt darüber hinaus, bis er Aufgrund der ihn begrenzenden technologischen Möglichkeiten an die natürliche Grenze seines Tuns stieß. Im Kopf war er schon weit darüber hinaus.
Es war ihm klar, dass jenseits seines territorialen Horizonts es ein weiteres Stück Land gibt. Wohl damals auch glaubend, dass die Welt in dieser Richtung irgendwo ihr Ende hat. Aber der Horizont im Himmel war da etwas schon ganz anderes. Der war unerreichbar und gerade deshalb mit einer besonderen Sehnsucht und einem immerwährenden Verlangen anstrebbar.
Der Megalithiker war ein Paradox zwischen dem Horizont der Ebene und dem des Himmels. Hier lag er mit sich selbst im Widerstreit der Horizonte. So errichtete er endlos lange Reiben an Menhiren, einige von ihnen weit über den Horizont der Ebene hinaus, aber auch singuläre Menhire (Megalithen) von für die damalige Zeit beträchtlicher Höhe. Der Zweck war das Überschreiten und dem sich Annähern von Horizonten, die Mittel waren die Steine. Das Mittel musste der Tranzendenz des Horizontes, vor allem dem über dem Megalithiker entsprechen – der Ewigkeit, der immer wieder kehrenden Sterne am Firmament, z.B..
Die immer wieder kehrenden Sterne und der Mond war für sie die kosmische Uhr. Um diese Uhr in einem praktischen Rahmen zu fassen, richtete er daran komplexe Bauwerke aus, z.B. Stonehege oder andere Steinkreisanlagen. Dabei ging es ihm aber immer und immer mehr um Höhe und um Größe generell. Das war für ihm auch Kunst – metaphysische Kunst. Die Kunst war dem Neolithiker nicht fremd, sie entwickelte sich schon im Paläolithikum, siehe die Höhlenmalereien oder Frauenstatuen als Freuchtbarkeitsideale, sie die Venus von Villendorf.
Das Moment der Ästethik trug der Megalithiker von Anbeginn in sich, entwickelte sich mit seinen Bauwerken. Größe, Harmonie, Struktur und schon verinnerlichte Geometrie, sozusagen das innere Auge, ließ in Bauwerke vorab schon im Kopf formen, gestalten und errichten. Er stand sicher vor seinem Werk und erfreute sich an seiner Schönheit und Größe. Angesichts dessen trat sicher oft der Nützlichkeitsgedanke in den Hintergrund. Der Megalithiker war vielleicht der erste bildende Künstler.
Aber der Aspekt der Kunst war sicher nicht die alleinige Triebfeder zur Errichtung megalithischer Bauwerke. Höhe, Weite und Monumentalität vermittelten Repräsentanz. Nicht wie später von Mächtigen oder Herrschern, sondern von Repräsentanz des Menschseins gegenüber dem Unbekannten, dem Unerklärbaren, gegenüber einer nicht zu verstehenden Angst.
Der Mensch sich selbst mehr als bewusst, sah seine Existenz im Widerstreit und zugleich in seiner Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Unbekannten. Angst vor dem Unbekannten ist immer sehr bestimmenden, ihr begegnet er am besten mit außergewöhnlichen Leistungen, mit außergewöhnlichen Bauwerken. Da unbestimmte Angst nie vergeht, braucht es immer wieder Bauwerke, wenn es geht immer größere, letztlich immer höhere. Das nie erreichbare Ende der Angst im Megalithiker liegt im Himmel und in der Zeitlosigkeit von Steinen, z.B..
Diese immer wiederkehrenden Muster sehen wir in den gotischen Kathetralen oder in der Gegenwart in Hochhäusern wie z.B. in Dubai der derzeit höchster Wolkenkratzer, der Burj Khalifa mit seinen 828 Meter Höhe. Natürlich spielt dabei auch Macht und Repräsentanz, heute wie damals, ein wichtige Rolle. Aber dahinter steht das, von dem in diesem Referat eigentlich die Rede ist.
Auch wenn viele es anders sehen, vor allem es so sehen wollen, sind wir aus der Neolithischen Revolution noch nicht wirklich herausgetreten, zumindest in noch keine derart große neue hineingetreten. Auch wenn der Mensch zur Zeit von nichts mehr als von technologisch – gesellschaftliche Revolutionen spricht.
Noch immer lassen wir uns leiten, handeln wir wie die alten Megalithiker. Wir sind von der Arte her noch immer Megalithiker wie in den Jahrtausenden vor der christlichen Zeitenwende.
Also liebe Freunde, bilden wir uns trotz Internet, Smartphon, Plastik etc. nichts ein – wir sind vom Grunde her weder gescheiter, noch besser als die vor Jahrtausenden. Sicher nicht in unserem Tun, in unseren Träumen und vor allem in dem, was unseren Absichten vorausgeht.
Armin vom Silberwald im Oktober 2012 Impulsreferat zur Megalithkultur
Wir alle sind Megalithiker – eine gewagte, zuerst einmal eine fragwürdige Aussage!
So wie wir hier sitzen, sollen wir wie die Menschen Europas vor 5000 Jahren mehr oder weniger sein? Warum nicht!
Dieses kurze Referat erzählt weniger von megalithischen Bauten, etwas mehr von der Megalitkultur, vor allem aber von den damaligen Menschen und ob Spuren von ihnen noch in uns sind.
Zuvor: Megalith kommt aus dem Griechischen und steht für „Groß „und „Stein“. Im Regelfall handelt es sich hierbei um die Verwendung bzw. Setzungen unbehauener Steine für Grab- und Kultanlagen in der Jungsteinzeit (dem Neolithikum) bis zur Beginnenden Bronzezeit. So ca. von 5000 bis in Europa 800 vChr.
Ihr geografisches Verwendungsgebiet ist enorm groß. Je nachdem welche Zuordnungen man ansetzt, handelt es sich dabei um die Atlantikküste und ihr küstennaher Raum, von Westafrika bis Britannien, Irland, rüber der Nord und Ostseeküste Deutschlands und Polens samt Hinterland und dann noch entlang den Mittelmehrküsten bis zu Israel und der Türkei, wieder mit dem Hinterland, wie auch auf Inseln wie Malta, Sardinen, Korsika etc.
Ihre Verwendung zeigen sich als Gräber, damit sind Dolme, Ganggräber gemeint, Steinkisten; aufrecht stehende Steine, die Menhire (aus der Keltischen Sprache) oder Monolithen; wie auch Steinkreise etc. Seit 1867 bis Heute besteht der Konsens, damit Monumente aus nahezu nur unbehauenen Steinen in der Jungsteinzeit und beginnender Bronzezeit zu meinen. Bezüglich unbehauene Steine kommen daher die ägyptischen Obelisken, nicht die Mauern von Tyrin oder auch nicht die maltesischen Tempel. Stonehege wäre demnach auch als kein megalithisches, sondern einfach nur als ein neolithisches Bauwerk zu sehen.
Soviel zu dem, was sozusagen jeder angreifen kann, wenn er sich die Mühe macht, die Megalithen zu besuchen. Beeindruckend sind diese Steinwerke allemal. Vor allem wenn man bedenkt, mit welchem Können und Aufwand sie vor Jahrtausenden errichtet, ihre Steine bis zu 350 Tonnen und mit 21 Metern über weite Strecken transportiert wurden. Für den selbstdenkenden Menschen ergibt sich über das Staunen hinaus die Frage: Was hat die damaligen Menschen dazu bewegt, solche Steine zu bewegen, sie aufzurichten oder zu Bauwerken zu gebrauchen.
Da wären wir vorerst schon bei der Megalithkultur. Eine einheitliche, gemeinsame Megalithkultur im Verbreitungsraum der Megalithbauwerke gibt es nicht. Regional gibt es starke Unterschiede in Bauweise und Nutzung. Sie sind im Regelfall nicht miteinander verwandt. Die frühere Meinung, über die Seefahrt der Atlantikküste, sowie Nord und Ostsee hat sich die Bauweise der Bauwerke verbreitet, wird heute nicht mehr vertreten. Ihre hoher Zeit ist in der Vorzeit vor der Zeitenwende und die Regionen Europas haben damals unabhängig voneinander singuläre Monolithen und komplexe Bauwerke errichtet.
Die Nordische Megalitharchitektur Norddeutschland, Holland und Skandinavien, z.B. in der Zeit Trichterbecherkultur, unterscheidet sich deutlich von der Britannischen Megalithkultur: Bretagne, Normandie, Irland und England. Die ersteren wurden vorwiegend für Bestattungen bzw. als Gräber errichtet (Galeriegrab, Ganggrab, Großdolmen, Hünenbett ohne Kammer, Hünengrab, Steinkiste, Polygonaldolmen und Urdolmen), letztere auch für astronomische und kultische Nutzungen, Steinkreise und Steinreihen etc. (Stonehege - Sonnwendzeiten).
Nach dem derzeitigen Stand der Forschung kann gesagt werden, über das Verbreitungsgebiet megalitischer Bauwerke Europas gab es in den Jahrtausenden vor der Zeitenwende gleichzeitig und aufeinanderfolgend unterschiedlichste Kulturen, voneinander mehr oder weniger isoliert bzw. Bestenfalls in loser Verbindung. Erst hier stellt sich die wirklich interessante Frage: „Was hatten die damaligen Europäer in sich, in ihrer Seele und in ihrem Geist gemeinsam, was trieb sie an, dass sie mit großem Aufwand schwerste Steine aufstellen und mit ihnen auch größte Bauwerke errichten. Hier wurde nicht weniger an Steinen bewegt, wie im alten Ägypten.
Stand dahinter wirklich nur ein Nützlichkeitsdenken, natürlich unter religiösen und kultischen Aspekten? War es Ahnenverehrung oder Ahnenabwehr, Mandmarken, Heldengedenken, astronomische Anlagen? Das hätten die Megalithiker mit Holzbauwerke wesentlich billiger machen können und sie taten es auch. Holz war in Europa überall vorhanden und das in bester und langlebigster Art. Für Bauwerke nutzbare Steine waren sehr selten und mussten oft über weite Strecken transportiert werden. Zusätzlich benötige die Aufstellung und Errichtung einiges an technischen Wissen.
Im Paläolithikum, die Altsteinzeit, über einen langen Zeitraum herauf, wurde der Mensch sich selbst immer bewusster, gleichzeitig entwickelte sich dem entgegen sein transzendentaler Bezug zur Anderswelt, einem Jenseits, die Welt der Ahnen, Naturgötter, Naturbeseeltheit usw. Im Neolithikum, die Jungsteinzeit, passierte dann in vielen kulturellen und wirtschaftlichen Bereichen eine Revolution – die Neolithische Revolution Europas. Ackerbau und Viehzucht erreichte eine hohe Effizienz, dem Menschen wurde seine Möglichkeiten und seine Macht bewusst. In den Jahrtausenden vor der Zeitenwende wuchs nicht nur das Bewusstsein dafür, sondern auch der Wille zu Veränderungen, ein gehen über bisherige Horizonte hinaus.
Meist wird nicht beachtet, es gibt nicht nur einen flachen Horizont, sondern auch den über den Menschen, sozusagen in den Himmel hinauf, in den Kosmos hinein. Auch wenn im Vordergrund und vielleicht zuerst der religiösen und kulturelle Nützlichkeitsgedanke stand, so wie heute versuchte der damalige Mensch in und nach der Neolithischen Revolution das Machbare. Mit jedem Erfolg ging er Schritt für Schritt darüber hinaus, bis er Aufgrund der ihn begrenzenden technologischen Möglichkeiten an die natürliche Grenze seines Tuns stieß. Im Kopf war er schon weit darüber hinaus.
Es war ihm klar, dass jenseits seines territorialen Horizonts es ein weiteres Stück Land gibt. Wohl damals auch glaubend, dass die Welt in dieser Richtung irgendwo ihr Ende hat. Aber der Horizont im Himmel war da etwas schon ganz anderes. Der war unerreichbar und gerade deshalb mit einer besonderen Sehnsucht und einem immerwährenden Verlangen anstrebbar.
Der Megalithiker war ein Paradox zwischen dem Horizont der Ebene und dem des Himmels. Hier lag er mit sich selbst im Widerstreit der Horizonte. So errichtete er endlos lange Reiben an Menhiren, einige von ihnen weit über den Horizont der Ebene hinaus, aber auch singuläre Menhire (Megalithen) von für die damalige Zeit beträchtlicher Höhe. Der Zweck war das Überschreiten und dem sich Annähern von Horizonten, die Mittel waren die Steine. Das Mittel musste der Tranzendenz des Horizontes, vor allem dem über dem Megalithiker entsprechen – der Ewigkeit, der immer wieder kehrenden Sterne am Firmament, z.B..
Die immer wieder kehrenden Sterne und der Mond war für sie die kosmische Uhr. Um diese Uhr in einem praktischen Rahmen zu fassen, richtete er daran komplexe Bauwerke aus, z.B. Stonehege oder andere Steinkreisanlagen. Dabei ging es ihm aber immer und immer mehr um Höhe und um Größe generell. Das war für ihm auch Kunst – metaphysische Kunst. Die Kunst war dem Neolithiker nicht fremd, sie entwickelte sich schon im Paläolithikum, siehe die Höhlenmalereien oder Frauenstatuen als Freuchtbarkeitsideale, sie die Venus von Villendorf.
Das Moment der Ästethik trug der Megalithiker von Anbeginn in sich, entwickelte sich mit seinen Bauwerken. Größe, Harmonie, Struktur und schon verinnerlichte Geometrie, sozusagen das innere Auge, ließ in Bauwerke vorab schon im Kopf formen, gestalten und errichten. Er stand sicher vor seinem Werk und erfreute sich an seiner Schönheit und Größe. Angesichts dessen trat sicher oft der Nützlichkeitsgedanke in den Hintergrund. Der Megalithiker war vielleicht der erste bildende Künstler.
Aber der Aspekt der Kunst war sicher nicht die alleinige Triebfeder zur Errichtung megalithischer Bauwerke. Höhe, Weite und Monumentalität vermittelten Repräsentanz. Nicht wie später von Mächtigen oder Herrschern, sondern von Repräsentanz des Menschseins gegenüber dem Unbekannten, dem Unerklärbaren, gegenüber einer nicht zu verstehenden Angst.
Der Mensch sich selbst mehr als bewusst, sah seine Existenz im Widerstreit und zugleich in seiner Sehnsucht nach Vereinigung mit dem Unbekannten. Angst vor dem Unbekannten ist immer sehr bestimmenden, ihr begegnet er am besten mit außergewöhnlichen Leistungen, mit außergewöhnlichen Bauwerken. Da unbestimmte Angst nie vergeht, braucht es immer wieder Bauwerke, wenn es geht immer größere, letztlich immer höhere. Das nie erreichbare Ende der Angst im Megalithiker liegt im Himmel und in der Zeitlosigkeit von Steinen, z.B..
Diese immer wiederkehrenden Muster sehen wir in den gotischen Kathetralen oder in der Gegenwart in Hochhäusern wie z.B. in Dubai der derzeit höchster Wolkenkratzer, der Burj Khalifa mit seinen 828 Meter Höhe. Natürlich spielt dabei auch Macht und Repräsentanz, heute wie damals, ein wichtige Rolle. Aber dahinter steht das, von dem in diesem Referat eigentlich die Rede ist.
Auch wenn viele es anders sehen, vor allem es so sehen wollen, sind wir aus der Neolithischen Revolution noch nicht wirklich herausgetreten, zumindest in noch keine derart große neue hineingetreten. Auch wenn der Mensch zur Zeit von nichts mehr als von technologisch – gesellschaftliche Revolutionen spricht.
Noch immer lassen wir uns leiten, handeln wir wie die alten Megalithiker. Wir sind von der Arte her noch immer Megalithiker wie in den Jahrtausenden vor der christlichen Zeitenwende.
Also liebe Freunde, bilden wir uns trotz Internet, Smartphon, Plastik etc. nichts ein – wir sind vom Grunde her weder gescheiter, noch besser als die vor Jahrtausenden. Sicher nicht in unserem Tun, in unseren Träumen und vor allem in dem, was unseren Absichten vorausgeht.
Armin vom Silberwald im Oktober 2012 Vielen Dank.
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